Solidarität unter Gleichgesinnten
Selbsthilfegruppen – Wege zur Selbsthilfe!
Heutzutage leben immer mehr Menschen alleine. Die Hektik unserer schnelllebigen Zeit hat zur Folge, dass Familie oder Nachbarn nicht mehr genügend Zeit aufbringen, um sich der ihnen nahestehenden Menschen so anzunehmen, wie es eigentlich nötig wäre. In Selbsthilfegruppen, in denen gleich Betroffene den Schwerpunkt auf Erfahrungsaustausch über gemeinsame Probleme legen, werden die Vorteile für jeden meist schon nach kurzer Zeit sichtbar. In Selbsthilfegruppen treffen sich Menschen mit gleichen Anliegen oder ähnlichen Problemen, um sich untereinander auszutauschen und sich gegenseitig zu helfen. Sie wollen von den Erfahrungen der anderen lernen und setzen auf das Motto:
Gemeinsam erreichen wir mehr!
Das bringt echtes Verständnis, Trost und neuen Mut mit sich. Die Mitarbeit in Selbsthilfegruppen lohnt sich bei fast jedem Anliegen oder in jeder schwierigen Lebenssituation: bei andauernden seelischen oder sozialen Belastungen, bei gesundheitlichen Problemen, bei Schwierigkeiten am Arbeitsplatz oder in besonderen Lebensphasen. Konkret gesehen sind Selbsthilfegruppen eine wertvolle Stütze zum Beispiel für Alleinerziehende oder Stiefeltern, für chronisch Kranke und Behinderte, für Eltern kranker oder behinderter Kinder, für Menschen mit Suchterkrankungen, für psychisch Kranke und deren Angehörige oder auch für Senioren und Hausfrauen. So manche Erleichterung im öffentlichen und sozialen Bereich geht auf die Initiative und den Einsatz einer Selbsthilfegruppe zurück.
Die einzige Voraussetzung, die Sie mitbringen müssen, ist der Wille, sich selbst zu helfen. Zwar fällt diese Entscheidung nicht immer leicht, doch generell gilt: Jeder kann sich einer Gruppe anschließen, und jeder kann die Initiative ergreifen, eine ”eigene” Selbsthilfegruppe zu gründen.
Aller Anfang ist schwer
Das Gelingen der Gruppenarbeit ist davon abhängig, wie jeder sich einbringt. Wie viel von meiner Privatsphäre will und kann ich preisgeben? So lautet eine häufige ,,innere Frage". Solche Fragen sollten Sie selbstkritisch prüfen. Andererseits bieten Ihnen Selbsthilfegruppen eine gute Chance, selbst aktiv zu werden und weiterzukommen. Das kann gerade für ältere und einsame Menschen sehr hilfreich sein. Die Gruppe hilft, den eigenen Alltag besser zu bewältigen. Sie kann einzelne Mitglieder darüber hinaus auch anregen, sich sozial zu engagieren. Schritt für Schritt lernen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in einer Gruppe, aus ihrer Isolation herauszutreten und - gestärkt durch die Gemeinschaft - neue Aktivitäten zu entfalten.
Wie arbeitet eine Selbsthilfegruppe?
Die Gruppe trifft sich regelmäßig. Meist einmal pro Woche, manchmal aber auch nur ein- oder zweimal im Monat - im Wohnzimmer eines Gruppenmitglieds bis hin zu eigenen Räumlichkeiten.
Die Teilnahme ist kostenlos. Experten wirken in der Gruppe nicht mit, es sei denn, die Gruppe bittet
sie ausdrücklich für einzelne Treffen hinzu.
Verschwiegenheit ist wichtig für vertrauensvolle Gespräche. Alles, was besprochen wird, bleibt in der
Gruppe.
Diskretion ist das allerwichtigste!
Jeder ist in der Selbsthilfegruppe gleichberechtigt und bringt sich mit seinen persönlichen Sorgen und Ansichten ein. In aller Regel arbeiten Selbsthilfegruppen daher ohne festen Gruppenleiter. Hin und wieder wählen einzelne Gruppen – für eine bestimmte Zeit – ein Mitglied für diese Funktion.
Wo finde ich eine Selbsthilfegruppe?
Entsprechende Informationen erhalten Sie bei Ihrer BKK Berlin, bei Gesundheitsämtern, Gemeinden, Kirchen, Krankenhäusern und Ärzten oder bei der NAKOS (Tel.: 0 30/8 91 40 19). Vieles können Sie auch der Presse entnehmen. Denn die meisten örtlichen Tageszeitungen veröffentlichen Kontaktadressen, Termine oder Veranstaltungen von Selbsthilfegruppen in ihrer Region. Besonders günstig ist es; wenn es eine Selbsthilfekontaktstelle in Ihrer Nähe gibt. Denn diese Einrichtungen sind bei der Suche nach einer speziellen Selbsthilfegruppe oder auch – falls es in Ihrer Nähe noch keine passende Anlaufstelle gibt - beim Aufbau einer neuen Gruppe gerne behilflich.
Gut Ding will Weile haben
Natürlich wünscht sich jeder in einer Selbsthilfegruppe eine schnelle Lösung seiner Schwierigkeiten. Doch Ängste und Depressionen, Kontaktschwierigkeiten und Partnerprobleme, Familienkonflikte und seelisch bedingte Körper- beschwerten, Schlafstörungen und Suchtprobleme haben häufig eine
Jahre – und zum Teil sogar jahrzehntelange Entstehungsgeschichte. Deshalb braucht die Lösung, Bewältigung oder Milderung solcher Probleme ebenfalls lange Zeit, manchmal sogar Jahre. Und wenn auch in einer Selbsthilfegruppe (gerade in der Anfangsphase) manche Erwartungen nicht gleich erfüllt werden und vieles nicht reibungslos läuft, sollte man die Flinte nicht gleich ins Korn werfen. Mit Geduld, Offenheit und Einfühlungsvermögen lernen Sie, sich und anderen zu helfen.
Fragebogen für Angehörige, Freunde, Kollegen